
Eigene Wege zu gehen – me first. Was einfach klingt, ist schwierig umzusetzen. Unsere Eltern der Generation Y wurden noch mit dem Gesellschaftsdenken erzogen. Sie hatten noch nicht unsere Möglichkeiten das Leben zu leben. Meine Eltern erzählten mir dass sie das erste Mal mit 26 und 28 über den grossen Teich flogen sind. Ich war mit 20. in Kanada. Wenn ich mich recht erinnere, waren meine Eltern schon erwachsen als die das erste Mal mit dem Flugzeug in den Urlaub flogen. Ich war 13 Jahre alt und dies war in meiner Generation schon ziemlich spät. Meine Mutter hatte noch nicht die Karrieren Möglichkeiten, die wir heute geniessen. Ich könnte jetzt noch hunderte von Seiten füllen, was früher anders war.
Individualismus
Ebenso war der Individualismus nicht eine geläufige Lebensart. Arbeiten war wichtig und mal wollte Karriere machen und eine Familie gründen. Die Rollenverteilung war früher viel grösser. Väter, die sich um Kinder kümmern gab es noch weniger. Heute ist die Welt flexibel und man lehrte uns schon früh, dass praktisch nichts mehr unmöglich ist. Wir können alles werden….
Die Möglichkeiten sind praktisch grenzenlos und wir verlieren uns gerne im Möglichkeitsdschungel. Die Work Life Balance ist uns wichtiger als der vorherigen Generation, trotzdem sind wir noch sehr bestrebt einen soliden Karriereweg zu laufen, da eine höhere Bildung heute einfacher zugänglich ist. Ich erlebe dies in meinem Umfeld. Über 2/3 meiner Schulkollegen haben studiert, mich inklusive. Heute haben viel mehr Personen akademische Abschlüsse. Dies ergibt für mich ein spannendes Paradoxon. Einerseits wollen wir eigenen Wegen gehen und trotzdem gibt es mittlerweile in einigen Berufsgruppen Akademiker wie Sand am Meer. Man lässt sich von der Gruppe motivieren und will auch zu den Akademikern gehören. Der Individualist, der sich noch nicht ganz durchsetzen kann.
Ich bin mir nicht ganz sicher ob meiner Generation den Weg in den Individualismus wirklich gelingt. Was mir jedoch auffällt ist, dass im zunehmenden Alter die Karriere bei einem grösseren Teil der Personen in den Hintergrund rückt. Ich bin mittlerweile 30. und überlege mir aufgrund meiner Abendschule und auch sonst von meinen 100% auf 90% Arbeitspensum zu reduzieren um etwas mehr Zeit für mich zu gewinnen.
Die Veränderung unserer Gesellschaft
Je älter ich werde, desto mehr Männer lerne ich kenne, die Teilzeit arbeiten und sich nicht nur am Wochenende oder am Abend um die Kinder kümmere. Dies finde ich eine sehr schöne Wendung. Die Väter bringen die Kinder in die Kita oder haben einen Papatag. Die Lebensqualität wird gesteigert und man löst sich von der steifen unterwürfigen Rolle, die unsere Grosseltern noch leben mussten.
Gerade in modernen Unternehmen, kann man heute je länger je mehr einen individuellen auf die eigenen Bedürfnisse angepassten Arbeitsalltag leben. Ich kann in den meisten Fällen selber entscheiden, wann ich meine Arbeit beginne und auch spontan an einem Nachmittag frei nehmen, sofern keine Termine eingetragen sind. Ich kann hier meine eigenen Wege gehen und auf mich achten.
Mein Werdegang erlaubt es mir ebenfalls eine Weiterbildung zu finanzieren und so einen neuen Karrierenpfad einzuschlagen. Ich habe das Glück, dass ich mein gelerntes bereits in meiner neuen Stelle anwenden kann. Die Möglichkeiten die mir geboten wurden und die ich genutzt haben, erlauben mir, sofern es keine Schicksalsschläge gibt, ein Leben zu leben, dass auf meine Bedürfnisse angepasst ist. Mir sollte es an nichts fehlen, wenn ich weiterhin pflichtbewusst mit meinen Ressourcen umgehe.
Eigene Wege zu gehen ist jedoch nicht immer sehr einfach. Man verliert sich in den diversen Möglichkeiten und ist sich unsicher ob man den richtigen Weg gewählt hat. Manchmal wünscht man sich, dass die Auswahl kleiner wäre und man nur zwischen A und B wählen müsste. Einige Menschen können sich auch nicht entscheiden und haben Angst den falschen Weg zu wählen, welches in einer nie genutzten Möglichkeit enden kann. Es braucht sehr viel Mut den eigenen Weg zu gehen. Nicht bei allen Entscheidungen wird dich das Umfeld unterstützen. Viele werden nicht verstehen warum du dich priorisiert. Aber du machst dies richtig. Dir muss es gut gehen um in der Gesellschaft etwas beitragen zu können.
Vor einigen Wochen hatte ich endlich nach langer Zeit die Chance mich wieder etwas zu erholen. Ich habe mich komplett zurückgezogen für zirka drei Wochen. Ich habe mich priorisiert. Prompt kam eine Reklamation und der Vorwurf, dass ich mich nicht melde und man vor mir enttäuscht sei. Aber mir war dies egal. Mittlerweile habe ich meine Energie zurückgewonnen und pflege meine Kontakte wieder.
Die Erwartungen vom älteren Umfeld oder von unseren Eltern sind nicht immer die gleichen, welche wir heute leben. Dies bringt uns in einen Konflikt. Von klein auf haben wir gelernt, dass die Ratschläge und Anweisungen von unseren Eltern richtig sind. Nun kommen ihre Vorstellungen mit der heutigen Weltanschauung in Konflikt. Mit 30. habe ich bereits die sechste Stelle in meiner Karriere angetreten. Für viele Personen einer vorherigen Generation kaum vorstellbar. Eine Stelle verlassen, wenn man nach zwei oder drei Jahre keine Karrierenschritte machen kann, wäre für meine Eltern wohl unvorstellbar. Für mich ist dies aber eine Realität, die ich lebe. Mein Job soll nicht nur eine Beschäftigung sein, die mir Ende Monat Geld bringt. Sie muss einen Sinn haben und mir Freude bereiten. Ich will mich entfalten können und etwas bewirken.
Zudem wurde ich von unserer Gesellschaft so gemacht. Eine Dame, die ihre Karriere selber gestalten kann und eine gesunde Work Life Balance leben kann.
Ich gehe meine eigenen Wege und bin stolz darauf, dass ich diese Möglichkeit habe. Danke liebe Welt und liebe Gesellschaft. 😊
Ebenfalls danke, dass ihr meinen Blog gelesen habt. Falls ihr Anregungen oder Wünsche habt, schreibt mir einen Kommentar. Ich vertiefe gerne Themen und mich interessieren euren Meinungen.
Eure Ella
Hi Ella, ich habe Deinen Beitrag sehr gern gelesen. Gemeinsam mit einer anderen Bloggerin habe ich mich gerade mit ähnlichen Themen auseinandergesetzt, woraus eine 13teilige Reihe entstanden ist, schau gern mal vorbei:
http://www.murmelmeister.com/2020/11/10/two-women
Von daher fand ich es eben total spannend, noch mal wieder von einem anderen Blickwinkel zu lesen. Hast Du wirklich schön und kurzweilig geschrieben.
Herzliche Grüße, Sovely
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Liebe Solvey, vielen Dank für deinen Kommentar. Gerne lese ich mich bei euch ebenfalls durch. Vielleicht werde ich einen weiteren Blog schreiben und deine Blogs zitieren.
Werde mich nun gespannt auf deinen Link stürzen 😊.
Liebe Grüsse Ella
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Ella, da freue ich mich sehr! Für morgen 17h ist die Veröffentlichung unseres Beitrags „Ausbalancieren“ geplant, da lies doch auch gern mal rein. Ich freue mich auf den Austausch mit Dir. Herzlichst, Sovely
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Sehr gerne. Ich habe mir dir Newsletter eingerichtet. Somit sollte dieser Beitrag an mir nicht vorbeigehen 😊. Danke ich mich ebenfalls. Sonnige Grüsse Ella
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