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Das Synonym von Bescheidenheit ist Genügsamkeit. Für mich ist Bescheidenheit eine wunderschöne Tugend, die viele Menschen in ihrem Leben vergessen.
Alles muss schneller, grösser und besser sein. Man lebt nur noch für Ziele und geniesst den Weg nicht mehr. Der Status zählt nur noch. Geld ist das Wichtigste. Träume müssen per sofort erfüllt werden. Gut ist nicht genug…. Genug ist so oder so nicht genug… Wir rennen blind durch die Gegend mit einem Ziel vor Augen und schauen nicht nach links und rechts.
In meinen Zwanziger habe ich ebenfalls so gelebt. Ich wollte Karriere machen um jeden Preis und verstand nicht was im Leben wirklich wichtig ist. Geld, Erfolg, Status und Ansehen waren meine Erfolgsfaktoren. Es brachte mir Stress, Krankheit und Frust.
Nach einer schweren chronischen Krankheit war für mich klar, dass das Leben so nicht mehr weitergehen kann. Ich brach mein Studium ab und arbeitete wieder auf meinem ursprünglich erlernten Beruf, als Kauffrau. In den nächsten zwei Jahren hatte ich mit einigen Sorgen zu kämpfen, wie ich bspw. meine Weiterbildung zahlen kann und wie der Stress meine Gesundheit nicht wieder in die chronische Krankheit führt.
Seit ich vor etwas mehr als eineinhalb Jahren wieder zurück in meine Heimat zu meinem Freund zog, konnte bzw. wollte ich mein Leben geniessen. Dies wäre der Plan gewesen. So einfach war es dann doch nicht… Ich musste zuerst lernen mich zurückzulehnen und zu verstehen, was im Leben wirklich zählt. Ich kannte nur Stress und Leistung. Einfach Mensch zu sein war für mich unbekannt. Dann kam Corona…
Meine Eltern sehe ich selten und viele Alltagstätigkeiten wurden etwas komplizierter. Termine und Abmachungen waren nicht mehr so sicher wie früher. Zwischen dem Stattfinden des Campingweekends oder dem Treffen mit Freunden oder der Familie war immer eine gewisse Unsicherheit vorhanden. Ferien im Ausland entweder nicht möglich oder nicht verantwortbar. Der Staat kann die Situation jederzeit ändern. Eine Regelmässigkeit gibt es nicht.
Vor Corona war im Leben Vieles für mich selbstverständlich. Die Familie sehen, reisen, einfach mal so ins Restaurant gehen und am Abend ins Kino. Völlig klar war auch dass mein Freund zwar vier Wochen im Militär ist, aber dies ist nicht so tragisch, da er am Wochenende nach Hause kommt. Vor Corona war die Welt nicht immer so easy und ich habe mich über Politentscheide aufgeregt, die mich nicht mal gross betrafen. Viele Kleinigkeiten habe mich genervt. Denn ich hatte anscheinend die Energie für solche Sachen… Dies hat sich aber nun geändert. Corona hat mich immer nur leicht betroffen. Ich muss eine Maske tragen und einige Tätigkeiten wurden storniert. Arbeiten kann ich im Homeoffice 100% und die Schule läuft ebenfalls über Homeschooling voll und ganz. Meine Familie kann ich weniger sehen. Aber sonst führe ich ein sehr reguläres Leben.
Wenn man einen Monat alleine ist und nicht genau weiss wie der Alltag des Partners aussieht und man einfach nur froh ist, wenn man um Mitternacht 15 Minuten mit ihm telefonieren kann, lernt man wie verdammt gut das Leben ist. Mit dem Homeoffice und dem Homeschooling sowie den geschlossenen Restaurants und öffentlichen Gebäuden, blieb nicht mehr viel zum Unternehmen übrig. Jeder hatte bei Corona seine Probleme. Ich hatte mehr oder weniger die letzten drei Monate Krankheitsfälle in der Familie (auch Corona bedingt) und andere Probleme, die ich Corona anhängen darf.
Wie bereits in meinem Blog (wie sich die Hölle anfühlt) erwähnt, war diesen Monat ohne meinen Partner alles andere als einfach. Mit der Verlustangst kam ich an meine Grenzen. Nichts war planbar keine Garantie für irgendetwas. Ein wahrer Alptraum. Viele Tränen sind geflossen… Ich konnte mich im Verlauf von diesem Monat zum Glück in der letzten Woche etwas aufraffen. Aber schlaflose Nächte und Gesundheitsprobleme haben mich über einen Monat begleitet. Noch jetzt bin ich mich am Erholen.
In dieser Zeit musste ich noch zwei Prüfungen absolvieren und eine Arbeit schreiben. Glücklicherweise hatte ich genug Energie, so dass die Prüfungen und die Arbeit nicht so sehr unter meinem Gesundheitszustand gelitten haben.
Noch als Zusatzinfo. Mein Freund war im Militär in einem Wiederholungskurs. In der Schweiz besteht eine Militärpflicht. Somit müssen unsere Männer, die nicht Dienstuntauglich sind ins Militär. Oder sie leisten Zivildienst der viel länger geht. Ich selber leide unter Verlustangst und bin Hochsensibel. Mein Partner ist ein grosser Anker in meinem Leben und gibt mir viel Kraft. Einen Monat ohne ihn, besonders mit der Verlustangst, war sehr schlimm für mich.
ABER ich habe gelernt, wie wertvoll ein normaler Alltag sein kann. Wobei bei Corona der Alltag ja immer noch nicht normal ist. Ich bin unendlich dankbar einen “normalen” Alltag zu haben und nicht mehr mit meiner Verlustangst kämpfen zu müssen. Die Zeit war sehr hart und ich musste sehr viel aushalten. Desto mehr lernt man die kleinen Sachen schätzen. Ich habe nicht einmal mehr Lust mich heute zu nerven, dass die Sonne nicht geschienen hat. Weil ich einfach froh bin, dass ich nicht mehr alleine bin und mein Alltag wieder zum gewohnten Muster zurückkehrt. Ich freue mich wie ein kleines Kind, dass der Frühling an jedem Tag besser zu spüren ist. Die Temperaturen steigen und die Tage werden länger. Diese Woche habe ich Schulferien und geniesse, dass ich einfach mal entspannen kann und nicht an die Schule denken muss. Ich kann einfach mal Mensch sein und die Momente leben. Ich schätze jede Sekunde in den Armen meines Freundes, in welcher wir nichts tun oder einen Film schauen. Zweisamkeit, so wie ich sie einen Monat lang nicht haben konnte.
Mit dem Frühling kehrt das Leben wieder zurück in die Stadt und die Stimmung wird besser. Ich freue mich auf die Gespräche und das Lachen, welche durch die Gassen dringen.
Ich bin glücklich konnte ich lernen das kleine Ding im Leben zu schätzen und hoffe, dass ich diese Fähigkeit nicht mehr verliere. Es ist so schön bescheiden zu sein. Dass einem alles Freude macht. Wie schön ist es mit Kinderaugen durch das Leben gehen zu können und sich an Blumen und der Sonne zu erfreuen.
Für mich ist Bescheidenheit ein wunderschöner Reichtum im Leben. Ich wünsche dieser Reichtum jedem im Leben. Dass wir schätzen, was wir haben und aufhören uns darüber aufzuregen was wir nicht haben. Ich erhoffe mir, dass Corona den Menschen lehtt, die Dinge zu schätzen. Leider bin ich mir hier nicht sicher ob dies wirklich der Fall ist. Aber es täte den meisten Personen gut. Das Leben ist so viel einfacher und schöner…
Alles liebe eure
Ella